10. Hans Pietsch Memorial
Deutsche Schul Go Mannschaftsmeisterschaft 2012
am 22./23. September 2012 in Langerwehe

HPM Gruppenfoto
Am 22. und 23. September 2012 fand in der Europaschule Langerwehe das zehnte Hans Pietsch Memorial statt. Es nahmen insgesamt 34 Teams aus ganz Deutschland und Luxemburg teil. Deutscher Schul-Go-Mannschaftsmeister wurde das Team des Friedrich-Ebert-Gymnasiums aus Bonn mit Jonas Welticke (5 Dan), Deniz Ervens (1 Dan) und Martin Schmitz (6 Kyu). Den Pietsch Preis, das Vorgabeturnier, entschied das Team der Mixmannschaft Trier-Luxemburg mit Ryoichi Katoh (6 Kyu), Yu-Kai Law (13 Kyu) und Shende Tao (20 Kyu) für sich.

Im Frühjahr 2002 besuchte ich an der VHS Frankfurt ein für mich damals exotisch anmutendes Seminar: Gunnar Dickfeld unterrichtete eine Handvoll Interessierter ein Wochenende lang in den Grundlagen des Go-Spiels.
Beim Spiele-Treff hörte ich dann wenige Monate später zum ersten Mal den Namen Hans Pietsch.
Ich habe nicht die Gelegenheit gehabt, mit Hans Pietsch Go zu spielen, aber das betroffene Gesicht Gunnars habe ich nicht vergessen, als er die Nachricht von Pietschs Tod im „Plateau“ weitergab.


Youngson Yoon
Chizu Kobayashi

Zehn Jahre später war es an mir, das Hans Pietsch Memorial an meiner Schule auszurichten.
So stand Langerwehe, ein kleiner Ort zwischen Köln und Aachen, vom 21. bis 23. September 2012 im Zeichen des Go-Spiels. 34 Mannschaften aus ganz Deutschland hatten sich angemeldet, um mit jeweils drei Schülerinnen oder Schülern an diesem Turnier teilzunehmen.

Die ersten Gäste trafen bereits am Freitag Nachmittag ein. Bis zum Abend waren es 60 Personen, die von Hans-Georg Aupperle mit frisch zubereiteten Hamburgern und Crepes versorgt wurden. Auch die Reisegruppe aus Hamburg, die erst gegen 24.00 Uhr eintraf, wurde noch satt.
Die meisten Mannschaften trafen am folgenden Morgen ein, die letzten pünktlich zur ersten Partie.

In der direkt gegenüber der Schule gelegenen Kulturhalle, eröffnete Frau Pietsch nun feierlich das 10. HPM, optisch umrahmt von den sechs roten, „japanischen“ Tapetenbahnen, mit denen Monika Reimpell schon den EGC in Bonn geschmückt hatte.

28 der 34 Teams spielten um den Hans-Pietsch-Preis; die sechs stärksten Mannschaften trugen in einem abgetrennten Teil der Halle die „Deutsche-Schul-Go-Mannschaftsmeisterschaft“ unter sich aus.

Während die stärkeren Teilnehmer ihre Bedenkzeit zumeist vollständig nutzten, beendeten gerade die jüngeren Kinder ihre Spiele oft schon nach einer halben Stunde.
So hatten sie Zeit zwischen den Partien die Einrichtungen der Europaschule  zu nutzen:
Im Bistro lockten Kuchen und Getränke, im angrenzenden Raum waren T-Shirts mit Go-Motiv erhältlich, entworfen von Marc Rieger und hergestellt von einer Schülerfirma. In der Spielezone warteten vier Platten auf Tischtennisspieler und wer lieber draußen aktiv sein wollte, konnte auch Basketbälle, Fußbälle oder andere Spielgeräte entleihen und sich auf dem Schulhof austoben.
Viele nutzten die Zwischenzeit aber auch, um an Simultan-Rengo-Partien teilzunehmen, die Lukas Krämer organisierte und in denen er gemeinsam mit den beiden Profi-Spielerinnen Chizu Kobayashi und Youngsun Yoon gegen bis zu zwanzig Schülerinnen und Schüler spielte. Gerade die Grundschüler aus Langerwehe konnten hier ihre Spielergebnisse aufbessern. Zwar hatten einige von ihnen alle Turnierpartien verloren; aber was bedeutete dies schon, wenn es ihnen in den Wartezeiten gelang, gegen asiatische Go-Profis zu gewinnen?

Die Begeisterung der Grundschüler war schön mit anzusehen. Die positiven Gefühle, mit denen sie das Wochenende durchlebt haben, gilt es zu erhalten und es ist zu hoffen, dass sich auch im kommenden Jahr wieder Grundschüler beim HPM anmelden werden. Um den Grundschul-Kindern, die zum Teil deutlich schwächer spielten als 20k, die Teilnahme am HPM zu erleichtern, wurde auf der Mitgliederversammlung von go4school e.V. angeregt, die Mindest-Spielstärke zu senken.

Mixmannschaft Trier-Luxemburg mit Ryoichi Katoh (6 Kyu), Yu-Kai Law (13 Kyu) und Shende Tao (20 Kyu)
Mannschaft des Friedrich-Ebert-Gymnasiums Bonn mit Martin Schmitz (6 Kyu), Jonas Welticke (4 Dan) und Deniz Ervens (1 Dan)

Erfreulich auch der europäische Akzent des 10. HPM:
Den ersten Platz im Hans-Pietsch-Preis errang die Trier-Luxemburger Mixmannschaft, in der Ryoichi Katoh (6 Kyu) am ersten, Yu-Kai Law (13 Kyu) am zweiten und Shende Tao (20 Kyu) am dritten Brett spielten.
Platz zwei ging an die 1. Mannschaft des Gymnasium Klosterschule Hamburg (Lukas Orzel, 12 Kyu / Alexander Abou Boutros, 13 Kyu / Marcel Pünjer, 14 Kyu). Den dritten Platz teilten sich die Europäische Schule Bertha-von-Suttner aus Berlin (Karl Köhler, 7 Kyu / Maximilian Kurtz, 10 Kyu / Anika Mensing, 13 Kyu) mit dem Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium Ratingen (Jannis Büscher, 16 Kyu / Lukas Schlegel, 18 Kyu / Edward Smoljanovic, 20k).

Deutscher Schul-Go-Mannschaftsmeister wurde in diesem Jahr die 1. Mannschaft des Friedrich-Ebert-Gymnasium Bonn mit Jonas Welticke (5 Dan), Deniz Ervens (1 Dan) und Martin Schmitz (6 Kyu).
Den Vize-Meister stellte die 1. Mannschaft des Herbartgymnasium Oldenburg (Christopher Lieberum, 3 Dan / Colin-Marius Koch, 1 Dan / Daniel Jordan, 5 Kyu). Platz drei erreichte das Anne-Frank-Gymnasium Erding (Adrian Kittlitz, 1 Kyu / Christoph Adelsberger, 2 Kyu / Johannes Runkel, 3 Kyu).

In einem Beiprogramm leitete Hajime Matsubayashi einen Origami-Kurs an, bei dem Neben Tintenfisch-Flugzeugen auch dreiteilige Kreisel aus bunt-gemustertem Papier gefaltet wurden. Zwischendurch erklangen einige Takte der Aria aus den Goldberg-Variationen, die jemand dem auf die Seite geräumten Klavier entlockte; abends brachte die Oberstufenband der Europaschule dann eine ganz andere Musik zu Gehör. Doch ließen sich die meisten Go-Spieler nicht von ihrem Brett ablenken. Zwei Jugendliche verbrachten sogar die halbe Nacht in der Umkleidekabine der Sporthalle, um dort weitere Partien zu spielen.

Das HPM wurde auch in diesem Jahr großzügig mit Spenden unterstützt. Neben mehreren Privat-Spendern ist dem Nihon Kiin, dem Hebsacker-Verlag, dem Verlag Brett und Spiel sowie dem Carlsen Verlag für die Stiftung diverser Preise zu danken. So konnte auch diesmal jeder Teilnehmer einen Preis mit nach Hause nehmen.

Unterstützung fand das Turnier bei mehreren Müttern von Langerweher Kindern, die unermüdlich für Kaffee, Kuchen und Getränke sorgten. Auch der Caterer der Schule hatte sich seinem Team ins Zeug gelegt. Das Angebot war so reichhaltig, dass für die Mannschaften mit langer Rückreise noch Reiseproviant mitgegeben werden konnte.

„Nächstes Mal gewinnen wir die Schul-Go-Meisterschaft!“, sagte ein Teilnehmer des HPM, als ich zwei Wochen später das Spielmaterial in Bochum ablieferte. Es scheint, dass sich viele Teams vorgenommen haben, auch zum nächsten HPM anzureisen und ihre Ergebnisse dort weiter zu verbessern. Dieses ungewöhnliche Turnier animiert Kinder und Jugendlichen dazu, an ihren Fähigkeiten zu arbeiten. Seit zehn Jahren unterstützt das HPM nicht nur die jungen Leute beim Lernen, sondern hilft auch AG-Lehrern und Betreuern eine dabei, sich jedes Jahr ein bisschen weiter auf den Weg zu machen.

Heinrich Walter